In Berlin sollen in einem umgrenzten Gebiet eine große Anzahl von Waschbären gefangen werden, die adulten Tiere sollen minimalinvasiv chirurgisch unfruchtbar gemacht werden: Die männlichen Tiere durch Sterilisation, um ihre Sozialkompetenz nicht zu schwächen, die weiblichen Tiere sollen kastriert werden.
Die Zahl der Waschbären und ihre Veränderung im untersuchten Gebiet wird durch Fang – Wiederfang – Anteil der Jungtiere am Fangerfolg – u.a. Parametern ermittelt. Bei erfolgreicher Durchführung können wir bereits im zweiten Jahr mit einem Rückgang an Jungtieren um 50-70% rechnen. Damit
wird die Anzahl der Nachkommen effektiv reduziert.
Weiterhin soll der Gesundheitsstatus der Berliner Waschbären mithilfe von Blut-, Kot- und Haarproben wissenschaftlich festgestellt werden. Das Nahrungsspektrum der Waschbären kann anhand der Kotuntersuchungen festgestellt werden. Damit soll den unbewiesenen und immer weiter verbreiteten Behauptungen, von Waschbären würden erhebliche gesundheitliche Risiken für den menschen ausgehen, entgegengewirkt werden. Die Hypothese, dass die Berliner Waschbärpopulation ebenso wir die übrige norddeutsche Waschbärpopulation frei von Endoparasiten ist, wie bislang in mehreren Studien (u.a. in der umfangreichen wildbiologischen Forschungsstudie „Projekt Waschbär“ im Müritz Nationalpark 2006-2011) nachgewiesen wurde, soll verifiziert werden.
Die Wildbiologin Frau Carolin Weh, die für ihre Dissertation unter dem Dach des IZW mehrjährig Waschbären in Berlin und besonders ihr Bewegungsverhalten studiert hat, also eine Expertin auf diesem Gebiet, wird uns begleiten und steht uns bereits jetzt mit wissenschaftlichem Rat und Waschbärexpertenwissen zur Seite. Die Landestierschutz-beauftragte des Landes Berlin, Frau Dr. Kathrin Herrmann, sieht dieses Pilotprojekt als sehr wichtig an und unterstützt uns.
Das Projekt ist im Herbst 2022 gestartet und ist auf vier Jahre angelegt. Bei Erfolg kann es auf andere Bundesländer und auch vielleicht auch auf andere EU-Länder übertragen werden. Der Hessische Tierschutzverband beispielsweise, der selbst bisher nicht in der Lage war, ein derartiges Projekt durchzuführen, „steht in den Startlöchern“, um unser Projekt auf Hessen, der Hochburg der Waschbären, zu übertragen. Auch andere Tierschutzverbände brauchen dieses Pilotprojekt.
In der Hauptstadt soll nach Ablauf der vier Jahre das Projekt übergehen in eine dauerhafte Einrichtung zur Kastration/Sterilisation von Waschbären im Stadtgebiet. Denkbar wäre die Ankopplung der Kastrations-/Sterilisation an die Waschbären-Vor-Ort-Beratung, die seit Juli 2021 als Pilotprojekt des SenUVMK erfolgreich läuft. Hier berät die Wildbiologin Frau Carolin Weh kostenlos Bürger, die in Haus und Garten ein Problem mit Waschbären haben. Sie zeigt, wie man die Waschbären tierschutzkonform wieder loswerden kann. Bereits jetzt leiten wir Anfragen zur Vertreibung von Waschbärten aus Häusern und Gartenlauben, die an uns gerichtet werden, an die Waschbären-Vor-Ort-Beratung weiter.